Auf einen Kaffee mit dem SÜDKURIER

In einem Interview mit dem SÜDKURIER erzählen Henning und Peter über das Dudelsackspielen.

"Man braucht viel Ausdauer":

Zwei Konstanzer Dudelsack-Spieler über die Faszination des Instrumentes Auf einen Kaffee mit Peter Mog und Henning Schumm, die im Casablanca von ihrer Leidenschaft für den Dudelsack erzählen.

Was ist so faszinierend am Dudelsackspielen? Das erklären Peter Mog (links) und Henning Schumm beim Gespräch mit SÜDKURIER-Mitarbeiterin Kirsten Schlüter. | Bild: Oliver Hanser

 

Herr Mog, Herr Schumm, Sie sind also die Pfeifen von Konstanz
Mog: (lacht) Ja, wenn man unsere Gruppe Pipes of Konstanz wörtlich übersetzt, stimmt das.

Der Dudelsack ist ein furchtbares Instrument, das Ohrenweh verursacht. Wie oft hören Sie das? Mog: Jeden Donnerstag bei der Probe in der Aula der Mädchenschule Zoffingen. Denn in der benachbarten Turnhalle trainieren Sportler. Wenn sie fertig sind und an uns vorbeigehen, halten sie sich immer die Ohren zu – ein sicheres Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt.
Schumm: Den Dudelsack finden die Leute entweder furchtbar oder ganz toll, dazwischen gibt es nicht viel.

Ihnen, Herr Mog, sagte einst ein Schotte, der Dudelsack sei launisch und störrisch wie eine junge Braut. Nun haben Sie über 30 Jahre Übung. Finden Sie diesen Vergleich aus heutiger Sicht fair? Mog: Mein Dudelsack ist nach wie vor störrisch, wurde aber im Lauf der Jahre etwas folgsamer. Früher verband mich mit meinem Instrument eine Hassliebe, inzwischen ist es Liebe. Es ist halt schwierig, Dudelsack zu spielen. Zum einen liegt es am Instrument selbst. Da die Rohrblätter aus Holz sind, flattern oder quietschen sie, wenn sie zu feucht sind. Sind sie zu trocken, werden sie spröde. Man muss die richtige Temperatur finden und ständig nachjustieren, aber am Dudelsack kann man nichts verstellen. Wir können höchstens die Löcher etwas abkleben. Abgesehen von der Bauweise ist auch die Spieltechnik eine Herausforderung: Man muss zunächst das richtige Verhältnis zwischen dem Hineinpusten ins Blasrohr und dem Zusammendrücken des Sacks finden. Und dazu dann noch die Melodie spielen. In einem schottischen Lehrbuch habe ich mal gelesen, dass man nach sieben Jahren Üben merkt, ob man für das Instrument überhaupt geeignet ist. Schumm: Wir haben allerdings die Erfahrung gemacht, dass auch Anfänger nach zwei bis vier Jahren bei uns mitspielen können.

Warum sind Sie trotz aller Schwierigkeiten fasziniert vom Dudelsack?
Schumm: Er hat einen einzigartigen Klang und fordert uns immer aufs Neue heraus. Wir sind auch sehr angetan von traditionellen schottischen Liedern, wie sie noch heute in den Highlands und auf den Inseln gespielt werden – worauf wir uns spezialisiert haben. In unserem Repertoire befindet sich kaum Marschmusik, sondern wir spielen gälische Tanzmusik und Balladen. Für das europäische Ohr klingt das erstmal befremdlich, aber nach dem Einhören versprühen diese Melodien großen Charme.

Ihre Besetzung wechselt sehr häufig. Ist es sehr mühsam, eine engagierte Truppe beieinander zu halten?
Mog: Ja, sehr. Um neue Mitglieder zu gewinnen, gebe ich Anfängerkurse an der Volkshochschule, den nächsten im Juli. Bis man aber wirklich Dudelsack spielen kann, braucht man viel Ausdauer. Normalerweise steigt man erst nach zwei Jahren auf der Übungsflöte auf den Dudelsack um. Schumm: Momentan sind wir acht Dudelsack- und Trommelspieler, suchen aber immer neue Leute. Wenn man schon Noten lesen kann, ist das von Vorteil, muss aber nicht sein. Auch die nötige Puste kann man sich antrainieren, selbst als Raucher.
Mog: Übrigens kostet ein guter Dudelsack 900 Euro aufwärts.

Hören Sie nach einer Probe überhaupt noch etwas?
Mog: Es gibt den Spruch, dass Dudelsackspieler Alkoholiker seien, geschieden und taub. Zwei Dinge treffen auf uns nicht zu, aber ich höre tatsächlich nicht mehr so gut.

Wo können Interessierte die Pipes of Konstanz demnächst hören?
Schumm: Zwei Termine stehen jedes Jahr fest im Kalender: Die Schwäbischen Highlandgames in Kreenheinstetten, Kreis Sigmaringen, und das Westernschießen in Nenzingen, dieses Jahr am 17. Juni. Außerdem spielen wir auf Hochzeiten oder anderen Festen, man kann uns buchen. Dieses Jahr feiern wir 20-jähriges Bestehen. Wir spielen auch gern wieder auf den Gassenfreitagen, sobald sie beginnen.

Fragen: Kirsten Schlüter

Zu den Personen: Peter Mog, 73 Jahre, wurde in Cottbus geboren, wuchs aber in Wollmatingen auf. Er arbeitete bis zur Rente als technischer Kaufmann in einem großen Elektrokonzern. Dreimal in der Woche ist er Helfer im PC-Senioren-Club. Er spielt Schottischen Dudelsack, Smallpipe und Basdrum. Mog ist seit 51 Jahren verheiratet und hat eine Tochter.
Henning Schumm, 37 Jahre, kommt aus Schwäbisch Hall. Nach seinem Architekturstudium in Konstanz blieb er hier, arbeitet heute aber als selbstständiger Software-Entwickler. Schumm hat eine dreijährige Tochter und einen drei Monate alten Sohn. Neben dem Dudelsack spielt er noch die Smallpipe und den irischen Dudelsack (Uilleann Pipes).

Wer sich für das Dudelsackspielen interessiert, kommt nach vorheriger Anmeldung donnerstags, 19 Uhr, in die Mädchenschule Zoffingen zur Probe. Kontakt: Peter Mog, Tel. 07531/78346; E-Mail: peter@pipes-of-konstanz.de